Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Käte Rubensohns Erinnerungen vermitteln darüber hinaus ein anschauliches Bild des jungen Dichter-Journalisten. Die erste Begegnung fand auf der Universität statt. »Es war im Proseminar von Professor Faesi. Ich war frisch von der Schule mit dem Abitur im Sack nach Zürich gekommen, denn in Deutschland konnte ich ja nicht mehr studieren. Das war 1934, da bin ich zum ersten Mal hingegangen, und Professor Faesi legte uns, ohne den Autor zu nennen, ein Gedicht vor, genannt Der Blumenelf. Faesi guckte sich um, hat mich als Neuling entdeckt und gefragt, scherzeshalber, ob das Gedicht wohl von einer eben aus der Schule Entlassenen sei. Er schaute mich an, worauf ich heftig mit dem Kopf schüttelte. Da begann ein junger Mann neben mir, ohne aufgerufen zu sein, zu sprechen: ›Um das Gespräch auf eine ernstere Basis zurückzuführen …‹ Ich riß die Augen auf ob soviel Dreistigkeit, jener aber fuhr fort: ›Einem bereits poetischen Gegenstand, der Blume, wird ein weiterer, der Elf, aufgepfropft. Das ist in meinen Augen Kitsch.‹ Das leuchtete mir ganz enorm ein und Professor Faesi auch, der sich ohne weiteres die kleine Dreistigkeit gefallen ließ. Es stellte sich zum Schluß heraus, daß das Gedicht von Gottfried Keller war … Der kecke junge Mann hatte einen runden dicken Kopf, ein gleichfalls rundliches Gesicht, die Augenlider konnte er nicht ganz gut öffnen, er trug einen hellgrauen Flanellanzug, keine Krawatte, weiße Schuhe und hieß Max Frisch.«92

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