Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Frisch war nicht unwissend, doch in jenen Jahren an Politik schlicht nicht interessiert. Er sei mit sich und seiner Schriftstellerei so beschäftigt gewesen, erzählte seine damalige Freundin, daß er die Weltgeschichte um sich herum kaum wahrgenommen habe. »Er schrieb damals (1934) an einem Roman, einer Doppelgängergeschichte von einem, der sich in der Limmat scheinbar ertränkt hat – weil man seine Kleider fand –, der aber doch weiterlebte als sein Doppelgänger, also eine Stiller-Geschichte. Das hat ihn damals interessiert.« Politik sei ihm erst ein Thema geworden, als er 1939 in den Militärdienst mußte. »Sein Interesse damals galt den rein menschlichen Problemen und der Natur. Einmal hat er mich gefragt, warum ich denn in Zürich studiere, wo ich doch in Berlin gewohnt habe. Ich sei als Jüdin emigriert. Darauf hat er gar nichts geantwortet. Später war er sehr überrascht und es hat ihn beschäftigt, daß er mir damals nichts geantwortet hatte.«89 Politik, das waren ihm allenfalls »die aufgeregten Streiche benachbarter Führer«, Poesie aber »jenes Beruhigendere, daß Sommer glühen und Herbste glimmen …«.90

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