Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Wie viele Intellektuelle erkannte Frisch die Tragweite der faschistischen Wende nicht; man lebte im »Dunkel des gelebten Augenblicks« (Ernst Bloch). Dabei erlebte er den Ungeist der Zeit seit 1933 aus nächster Nähe. An der Zürcher Universität entstand 1933 der Kampfbund Neue und Nationale Front, dem auch Freund Emil Staiger zeitweilig angehörte. Der nazifreundliche Studentenclub unterhielt enge Beziehungen zum rechtsbürgerlichen Honoratiorenclub Volksbund für die Unabhängigkeit der Schweiz. Der größte Erfolg der »Fronten«, so der Sammelname für die Faschisten in der Schweiz, war die Listenverbindung und der gemeinsame Wahlkampf mit dem Bürgerblock anläßlich der Gemeinde- und Stadtratswahlen von 1933. Auch die NZZ war mit im Bund. 1934 ergriff der Bundesrat, der zunehmend autoritär mit Dringlichkeitsbeschlüssen regierte, erste Zensurmaßnahmen gegen Zeitungen, die kritisch über Deutschland berichteten. Im gleichen Jahr versuchten die Frontisten unter der Führung des schwerreichen James Schwarzenbach – später berüchtigt für seine ausländerfeindlichen Initiativen –, die »jüdisch-bolschewistische Brut« in Erika Manns Pfeffermühle und am Schauspielhaus mit Gewalt aus der Stadt zu vertreiben. Und 1935 wurde ein faschistisch inspirierter Verfassungsputsch gerade noch rechtzeitig vereitelt.

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