Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

46 страница из 122

Für die Fachliteratur ist Jürg Reinhart in erster Linie ein frühes Dokument, in dem sich »Bilder und Denkmuster nachweisen lassen, auf die Frisch in späteren Jahren immer wieder zurückkommt: Etwa die Spannung zwischen Autobiographie und Fiktion, die Außenseiterposition des künstlerisch veranlagten Menschen, die hoffnungslose Sehnsucht nach Glück und Liebe, das grenzüberschreitende Gespräch zwischen Lebenden und Toten, das Meer als Bild der Freiheit und Erfülllung«.78 Biographisch interessant ist der Umstand, daß Frisch in Jürg Reinhart zum ersten Mal einen Lebensentwurf literarisch ausprobierte, den er in den Jahren danach auch zu realisieren versuchte: den Entwurf nämlich, sich als Künstler außerhalb der gesellschaftlichen Normen zu verwirklichen. Dieser Versuch wurde folgenreich – und er scheiterte. Im Roman konnte er glücken, weil allerlei ausgeblendet blieb, was im Leben nicht zu übergehen war. So ist der Widerspruch zwischen Selbstverwirklichung und Lohnarbeit, dem Zentralproblem in Was bin ich?, in Jürg Reinhart kaum noch ein Thema. Geldverdienen kennzeichnet allenfalls die Mentalität der einheimischen Slawen – die feineren Herrschaften haben keine Erwerbssorgen. Es herrscht die gesellschaftliche Ausnahmesituation: Man ist in den Ferien, die alltägliche Normalität ist suspendiert.

Правообладателям