Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Einfache Leute sind menschlich und zufrieden. Dem konventionellen Menschenbild entsprach ein konventionelles Kunstverständnis. In jedem Marmorbruchstück ahnte der Wanderer die »Vollendung« des Ganzen, er »spürt eine Geschlossenheit, welche die Welt umspannt«, und ein »beglückendes Wohlmaß«.68 Pointiert formuliert: Frisch fiel in Griechenland auf, was Winckelmann hundertfünfzig Jahre zuvor auffällig gemacht hatte. Seine Balkanreise hat er als große Befreiung empfunden. Ich war »ledig jeder Pflicht, frei, bereit für jede Gegenwart; das ist denn auch meine eigentliche Erinnerung an die Jugend …«69

Jürg Reinhart

Der eigentliche Zweck der Reise war nicht journalistischer Natur. Frisch schrieb auf dem Balkan seinen ersten Roman. In ihn gingen manche Beiträge, die er der NZZ schickte, als Episoden ein.70 Der Text ist eine ›Zwischengattung‹: Er reproduziert, in der Tradition des ›sentimental journey‹ wie des Erziehungsromans, die große Balkanreise zwischen Realität und Fiktion. Nach Zürich zurückgekehrt, stellte er den Text im Winter 1933/34 fertig. Unter dem Titel Jürg Reinhart, eine sommerliche Schicksalsfahrt, erschien der Roman im Herbst 1934 in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart (dva). Robert Faesi hatte ihn an den renommierten Verlag vermittelt, und Frisch blieb der dva bis zu deren Fusion mit dem nationalsozialistischen Erler Verlag im Jahre 1938 treu.71

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