Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Auf Solitudo trifft sich eine handverlesene Gesellschaft. Da ist einmal der junge Dichter als gesellschaftlicher Außenseiter, ein Schweizer Parzival, der nicht nur seine Landesfarben – weiße Hose, roter Pullover –, sondern auch den vielsagenden Namen Reinhart trägt. Rein, weil er sich ›noch mit keinem Weib beschmutzt‹ hat, hart, weil er trotz gewaltigen Triebstaus und einer Auswahl bereitwilliger Damen hartnäckig seine ›Reinheit bewahrt‹. Diese Damen sind meistens in weiße Seide gekleidet und der Reihe nach: die holländische Baronin Marga, den lüsternen Leib im besten Alter, vernachlässigt von einem viel zu alten Ehemann; das ›süße Maderl‹ Hilde – siebzehn Jahr, blondes Haar –, Hausmädchen und anfänglich noch Jungfrau; und schließlich das genannte Freifräulein Inge. Zu Besuch weilt überdies eine österreichische Freundin, natürlich auch sie Baronin, verwitwet, reich und großherzig, begleitet von ihrem Sohn, dem jungen Herrn Studenten. Am Rande kommen ein helläugiger Arzt nordischer Rasse mit Gewissensbissen und einige Einheimische vor: »dunkle«, »verschlagene«, »faule«, »ungezogene«, »geizige«, »animalische«, »fetthändige« Slawen, die auf dem Istanbuler Abstecher durch ein »schmieriges Jüdlein mit Dreckhals« und einen abgefeimten, seine eigene Tochter prostituierenden Bazartürken ergänzt werden. Je schmuddliger der slawisch-türkische Background, um so reiner hebt sich das arische Heldenpersonal ab: Rassismus als wirkungsvolles Mittel für eine literarische chiar'-oscuro-Technik.

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