Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн
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Erste Deutschlandreise
Im März 1935, inmitten der heftigsten politischen Unruhen, reiste Frisch zum ersten Mal ins nationalsozialistische Deutschland. Er berichtete der Freundin: »korrodi hat mir die versprochnen 120 franken gegeben, voraussichtlich liefere ich ein tagebuch meiner reise, friedliche impressionen … natürlich nichts scharfes. jedenfalls schreibe ich es erst nach meiner rückkehr, wenn ich den ganzen überblick über den stoff habe.«97 »Friedliche Impressionen« und »nichts Scharfes«; der an Politik nicht interessierte Schriftsteller wußte sehr wohl, was sein Blatt von ihm erwartete.
Frisch deklarierte seine Reise als »Probe für unsere eigene geistige Haltung … denn kein Deutschschweizer … wird leichten Herzens das nachbarliche Deutschland aufgeben dürfen … und unsere kulturelle Zusammengehörigkeit kündigen können«.98 Frischs Frage im Reisegepäck hieß: Ist »Deutschland, dessen klassische Sprache uns künstlerisches Vorbild ist« noch das Deutschland der »Dichter« und der »Stillen«, »etwa eines Carossa«, oder nur noch eines der »brüllenden Massen« und der »Volksredner«?99