Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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1940, Soldatenweihnacht. Max Frisch vorne rechts. Foto Max-Frisch-Archiv.

Todesschrecken und existentielle Erlebnisse wurden bleibende Erinnerungen. Konfrontiert mit einem Krieg, der alles zerstörte, entdeckte der Soldat überall, wie dünn und zerbrechlich die Schicht des Lebens und wie allgegenwärtig und unendlich das Reich des Todes ist. Diese Grenzerfahrung zwang Frisch zu einer besser reflektierten Sicht der Dinge. Was ist, ist nicht fest und verläßlich, es ist nur ein kurzes Aufleuchten des Lebendigen im ewigen Vernichtungsprozeß. Die Lektüre der Ilias von Homer inspirierte ihn zu existentialistischen Kriegsphilosophien: »Das Nichts, der große Urgrund der Langeweile«,171 ist auch »der Urgrund alles Schöpferischen … So wie es der Urgrund der Kriege ist, der Laster, der großen Wagnisse«.172 Aber im Unterschied zu den unsterblichen Göttern, welche die Sinnlosigkeit alles Bestehenden lächelnd ertragen, weil für sie alles, auch Schmerz und Tod, ohnehin nur ein Spiel ist, braucht der Mensch einen Sinn, zumindest einen Vorwand für sein Handeln. So ergreift er denn dankbar »alles, was ihm einen Lebenszweck vor die Füße wirft«, und sei es der »niedliche Vorwand« einer entführten Helena, um sich in den Kampf zu stürzen. Nur der wirklich »schöpferische Mensch« steht über dem Krieg.173

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