Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

95 страница из 122

Es mag verwundern, daß ein gebildeter Kopf angesichts der Greuel des Krieges Hunderte von Seiten mit Maximen und Reflexionen füllt, ohne über den Krieg und seine Gründe politisch nachzudenken. Dieses beredte Verschweigen ist nicht einfach die apolitische Haltung im Sinne des traditionellen Literaturverständnisses. Es zeugt auch nicht bloß von Naivität.174 Hier versucht ein junger Mann – wohl in Anlehnung an Carossas Kriegstagebuch –, angesichts des drohenden Todes bedeutsame Literatur, sozusagen einen Nachlaß an Tiefsinn zu verfassen und eine Bilanz seiner bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse zu ziehen. Und diese sind, zumindest in dieser ersten Folge der Blätter aus dem Brotsack, durch und durch konventionell und konservativ.175

Die sozialdemokratische Tat kritisierte denn auch, Frischs Blätter gäben letztlich nur das »Klima« wieder, »das an den Hängen des Zürichberges« – dem bürgerlichen Nobelviertel – herrsche.176 Dagegen jubelten die rechtsbürgerlichen

Schweizer Monatshefte: »Wenige Bücher reichen so in den Grund menschlichen Daseins hinab, wie dieses.«177

Правообладателям