Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн
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Die Frau, die Frisch 1942 heiratete, war »eine junge Architektin, die mir am Reißbrett half und das Mittagessen richtete«,194 so Frischs recht nüchterne Beschreibung seiner Frau sechs Jahre nach der Hochzeit. Sie hieß Gertrude Anna Constance von Meyenburg, genannt Trudy, und war eine erstklassige Partie für den sozialen Aufsteiger. Die von Meyenburgs, ein reiches und adliges Schaffhauser Geschlecht mit weitverzweigten verwandtschaftlichen Verbindungen zum Berner und Zürcher Patriziat, seit 1706 Reichsritter des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, besaßen außer Fabrikbeteiligungen, Immobilien und Bauland unter anderem das Gut »Schipfe« in Herrliberg mit eigenem Clevner Weinbau. Goethe hatte im September 1797 dort ebenso zu Gast geweilt wie Winston Churchill nach seiner berühmten Zürcher Universitätsrede im Jahr 1946. Während des Krieges dirigierten, musizierten und sangen internationale Berühmtheiten im großen Festsaal.195 Man hatte Geld und Kultur. Constances Großvater, Victor von Meyenburg, war als Bildhauer selber künstlerisch tätig gewesen. Sein Minnesänger Hadlaub ziert noch heute den Zürcher Platzspitz. Das jüngste seiner elf Kinder, Hanns von Meyenburg, der Vater der Braut, hatte als Pathologe Karriere gemacht, wurde Professor und Institutsdirektor an der Universität Zürich und amtete dort zwei Jahre lang als Rektor. Das neue pathologische Institutsgebäude ist im wesentlichen sein Werk. Seine Zugehörigkeit zum Corps Tigurinia und zur Münchner Franconia trug ihm die Standeszierde eines backenbreiten Schmisses ein. Er hatte eine Frau aus der Textilindustriellenfamilie Weber geheiratet und während des Kriegs billiges Gutsland erworben, welches, in Bauland umgewandelt, ihm beim Verkauf ein Vermögen abwarf. Die Legende, er habe sich von seinen Kindern siezen lassen, ist, so Trudy von Meyenburg, erfunden.196