Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Zwei Rezensionen sind besonders interessant, denn sie zeigen den Beginn einer poetischen Umorientierung. Im ersten Text begreift Frisch Dichtung noch ganz traditionell als Selbstevokation der Dinge durch Sprache: »Echt dichterisch« sei es, die Dinge nicht zu schildern, sondern selber zum Sprechen zu bringen: »Worte wölken sich auf, schwebende Gebirge«, man spüre die »Wäßrigkeit des Wassers« usw. Im zweiten Text hingegen wurde der Ansatz differenziert und leicht verschoben. Dichtung, so hieß es nun, sei das »Schaubarwerden des Unsäglichen«,204 das Unsägliche aber könne nur durch Gestaltung schaubar gemacht werden.205 Hier erschien in nuce erstmals der Gedanke, daß die Wahrheit der Dinge unsagbar sei und also durch Sprache nicht direkt evoziert werden könne. Einige Jahre später dachte Frisch diesen Gedanken zu Ende und faßte ihn in die bekannte Formel: »Man gibt Aussagen, die nie unser eigentliches Erlebnis enthalten, das unsagbar bleibt; sie können es nur umgrenzen, möglichst nahe und genau, und das Eigentliche, das Unsagbare erscheint bestenfalls als Spannung zwischen diesen Aussagen.«206 Sprache bringt das Wesen der Dinge nicht mehr zum Klingen, sondern umstellt es, bis es als Aussparung spürbar wird.207

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