Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн
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Auch auf literarischem Gebiet gab es erfreuliche Neuigkeiten: Kurt Hirschfeld, der Dramaturg des Schauspielhauses, ermunterte ihn, Theaterstücke zu schreiben. Ein erstes verfaßte Frisch in fünf, ein zweites in drei Wochen – und das Schauspielhaus nahm sie zur Aufführung an. Schließlich kam 1943 das erste Kind, die Tochter Ursula, zur Welt.
Die Bilanz konnte sich sehen lassen: Aus dem Außenseiter und Journalisten von 1936 war in sechs Jahren ein angesehener Architekt, ein Mitglied der besten Gesellschaft, ein Familienvater, ein prominent verlegter Prosa-Autor und ein angehender Dramatiker am ersten Theater des Landes geworden. Frisch hatte den richtigen Beruf, die richtige Adresse, die richtige Frau, den richtigen Verleger und die richtige, nämlich eine bürgerlich-konservative, Gesinnung. Trotz finsterer Zeiten lag eine glänzende Zukunft vor dem erst einunddreißigjährigen Mann.
Bin
oder Der Architekt als Freizeitschriftsteller (1942–1945)
Er habe die Architektur damals als sein Lebensziel begriffen und hauptberuflich als Architekt gearbeitet, berichtete Frisch. Nur in der Freizeit sei er Schriftsteller gewesen. Für unerwartete Einfälle habe allerdings immer ein Notizheft bereit gelegen. Die Selbstaussage ist nicht falsch, doch sie verschweigt, daß der Architekt Frisch oft keine Arbeit hatte und deshalb über viel Freizeit verfügte. Zwischen 1943, dem Jahr der Eröffnung des eigenen Büros, und 1947, dem Baubeginn des Letzigrabenbads, hatte er keinen einzigen Auftrag und beteiligte sich nur an zwei Wettbewerben. Wenn er (bis 1945) nicht im Aktivdienst war, nutzte er seine Zeit zum Schreiben. Im Frühjahr 1943 war ein neuer Roman erschienen.