Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Der dritte Romanteil – J'adore ce qui me brûle oder die Entdeckung – probiert einen vierten Weg aus: Der Künstler ist ein Angestellter geworden und will nun Hortense, eine Tochter aus dem Großbürgertum, heiraten. Der Bezug zur eigenen Situation liegt nahe. Jürg hatte, nicht anders als Frisch, nach »neun Jahren, die sich als Irrtum erwiesen«,226 seine Bilder im Wald verbrannt und eine Anstellung als Zeichner in einem Architekturbüro angenommen. Zufällig begegnet er Hortense, die Jahre zuvor seine Malschülerin und heimliche Verehrerin gewesen war. Vergeblich versucht Jürg ihr klar zu machen, daß jene jugendbewegten Zeiten vorbei sind. »Was bin ich denn? Ein Mann von dreißig Jahren, der just sein eigenes Brot verdient. Hälfte des Lebens, Menschenskind, Hälfte des Lebens! Wann wird man denn endlich erwachen und aufstehen? … Wann fängt es denn an, das wirkliche, das sinnvolle Leben?«227

Hortense will nach Paris, will mit Jürg ein freies Bohème-Leben führen. Doch Jürg denkt inzwischen bürgerlich über die Ehe: »Das größte Abenteuer …, das es einzugehen gibt, schien ihm die Ehe, das Wagnis einer ganzen Bindung, Verpflichtung an ein Rätsel, das uns überdauert.«228 Er macht Hortense einen Heiratsantrag, sie zögert. Ihr Vater, Armeeoberst, Gutsbesitzer, Patrizier (man ist an Constances Vater erinnert), widersetzt sich der Mésalliance, indem er rassische Bedenken vorbringt: Jeder Hundeliebhaber vermeide aus Hochschätzung vor der Rasse einen Bastard. Auch die Menschen hätten »ein eingeborenes … Reinlichkeitsbedürfnis gegenüber eignem Wesen, umso stärker und gesünder und reiner dieses Wesen ist. Stolz ist eine Art von seelischem Geruchssinn … Man riecht, was nicht zu uns gehört«.229

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