Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Der autobiographische Hintergrund von J'adore ce qui me brûle zeigt, mit welcher Ernsthaftigkeit der junge Autor seinen künftigen Lebens- und Schaffensweg schreibend zu erkunden versuchte, wie er Biographie und literarische Fiktion nicht als äußerliche Übereinstimmung von Fakten und Ereignissen verzahnte, sondern in der fiktionalen Durchdringung seiner jeweiligen Lebensprobleme sich Klarheit zu verschaffen versuchte. Die handwerklichen Fortschritte des neuen Romans waren beachtlich. Die »einzigartigen Lyrismen«, die Korrodi begeisterten,237 muten heute eher fremd an, aber der souveräne Umgang mit Perspektivwechseln, Rückblenden, Wechseln der Erzählebenen, mit komplexeren Handlungsverzahnungen, mit Vorzeichen und Jahreszeitensymbolik, all das verriet handwerkliche Könnerschaft. Erstmals experimentierte Frisch im neuen Text mit einer ironisch-verknappten Beschreib-Weise. Bislang hatte er vorzugsweise »mit Herzblut« geschrieben, das heißt: ohne Distanz zu den Figuren und Gegenständen. Ironie dagegen erzeugt Distanz, schafft spielerische Infragestellung und relativiert die Aussage auf ihre Aussagebedingungen hin. Neben das Beschriebene tritt das beschreibende Bewußtsein, der Autor verliert sich nicht in seinen Figuren und Gegenständen, sondern steht neben ihnen und führt sie vor. Nicht Nachempfinden durch Identifikation ist das Wirkungsziel von Ironie, sondern Nachdenklichkeit durch Distanz.238 Der späte Frisch war berühmt für seine reich facettierte Ironie. In Die Schwierigen entdeckt er für sich dieses Stil- und Erkenntnismittel.

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