Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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Die Liebesbeziehung der beiden ist stürmisch und jenseits bürgerlicher Konventionen. Doch auf Dauer setzt sich das »typisch Weibliche« durch: Yvonne erträgt das »Ewig-Unsichere« nicht. Sie will ein Kind, will ein Heim, will Sicherheit, will die Ehe mit einem Mann, der für sie sorgt. All das kann und will Jürg nicht. Darum verläßt sie ihn und heiratet Hauswirt (nomen est omen), einen »breitschultrigen, gelassenen, unerbittlichen« Industriellen, vor dem die Arbeiter dastehen wie dumme Jungs. Hauswirt ist der »echte« Mann, der nicht Rätsel löst, sondern zupackt. Hauswirt erobert Yvonne und wird unwissend zum Vater des Kindes, das diese noch von Jürg empfangen hatte. Fazit: Die zweite Variante: Bürgerin lebt in freier Liebe mit Künstler, scheitert ebenfalls.223

Ist aber Yvonnes Ehe mit Hauswirt die Lösung? Yvonne »ging den gleichen Weg, den sie ihrer Mutter nie hatte verzeihen wollen: sie heiratete den Mann, der sicher für sie sorgen konnte …«, ohne ihn wirklich zu lieben.224 Reichlich skeptisch klingt das Lob der Ehe im Roman durch den eben frisch verheirateten Roman-Autor: »Ein Wunderbares ist es um die Ehe. Sie ist möglich, sobald man nichts Unmögliches von ihr fordert, sobald man über den Wahn hinauswächst, man könne sich verstehen, müsse sich verstehen; sobald man aufhört, die Ehe anzusehen als ein Mittel wider die Einsamkeit. Dort liegt das Unmögliche! Sobald man ein Gefühl davon gewinnt, daß die Ehe einfach ein Dienst ist, ein Verfahren fürs tägliche Leben.«225 Kant hatte Klartext gesprochen, als er die Ehe einen lebenslänglichen Vertrag zur wechselseitigen Benutzung der Geschlechtsorgane nannte. Auch die bürgerliche Ehe scheint keine befriedigende Lösung zu bieten.

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