Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 онлайн

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William Dunkel, geboren 1893 in New York, später Bürger von Bubendorf, Schweiz, wurde bekannt durch »originelle, eigenwillige schöpferische Leistungen in spontanem Kontakt mit den Gegenwartsproblemen«, so das Lexikon der Schweizer Künstler. Seine Dissertation galt dem modernen amerikanischen Städtebau. In seinen Düsseldorfer Jahren (1921–1929) entwickelte er sich zu einer Kapazität auf diesem Gebiet. Im Unterschied zu dem im Wohnungsbau noch immer üblichen Flachbau propagierte er den Stahlskelett-Hochhausbau als die Wohnform der Moderne. Sein Brückenkopf-Hochhaus in Düsseldorf (1924–1929) erregte Aufsehen. 1929 kam er mit sechsunddreißig Jahren als jüngster Architekturprofessor nach Zürich. Seine Wohnbauten in Zürich (Engepark) und Basel (Schützenmattstraße) erhielten Auszeichnungen für gutes Bauen, sein Entwurf eines riesigen, oktogonalen Stadions in Zürich wurde zwar mit dem ersten Preis ausgezeichnet, doch im Unterschied zum Letziparkstadion, das er ebenfalls entwarf, nicht gebaut. Auch sein Modell eines neuen Stadttheaters kam, obschon prämiert, nicht zur Ausführung, dafür das Lochergut, die ersten Hochhäuser Zürichs. Auch Frisch hat eine Weile dort gewohnt.155 Dunkel war primär Konstrukteur, nicht Theoretiker und Vordenker. Die Studenten hatten zu lernen, wie ein Gebäude oder eine urbane Situation technisch zu projektieren sei. Stilistische, künstlerische und planungspolitische Fragen blieben, so Frisch in der Retrospektive, ebenso ausgeklammert wie »das Unpapierene, Greifbare, Handwerkliche«, das er sich vom Architektenberuf erhofft hatte. Damit aber vermißte er genau jenen doppelten Praxisbezug, den er sich im Studium erarbeiten wollte: den Bezug zum Handwerk ebenso wie den Bezug zur gesellschaftlichen und politischen Dimension der Architektur. Vor allem dieser zweite Bezug sollte den Architekten Frisch noch besonders beschäftigen. In der Stadtplanung, seinem Lieblingsthema, wird er die Besitz- und Eigentumsverhältnisse der eigenen Gesellschaft kritisch zu analysieren beginnen und die Architektur vom reinen Bauhandwerk weg hin zur Konstruktion einer idealen gesellschaftlichen Lebensform weiterdenken. Damit aber wird er den Rahmen der konventionellen Architekturlehre sprengen und kritischer Gesellschaftstheoretiker anhand der Bautätigkeit eben dieser Gesellschaft werden. Das Studium klammerte solche politische Dimension tunlichst aus, weshalb es Frisch zwar »mühelos und mit linker Hand« (K. Schnyder-Rubensohn), doch ohne besonderes Engagement absolvierte.

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