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Erwähnenswert sei noch die Jagd (Rebhuhn), von der exklusiven Art, welche jährlich nur an zwei Wochenenden stattfinde, dafür aber stets mit netten Jagdgästen bestückt sei. Man müsse immer wieder Rebhühner züchten und aussetzen, damit die edlen Vögel nicht ausstürben. Die pauschalen Jagdarrangements über ein verlängertes Weekend – die Gäste wohnen und essen im Schlösschen, die Pflege der Geselligkeit ist inbegriffen – brächten einen weiteren Batzen in die Familienkasse, und auch den als Treibern angestellten Bauern ein Zubrot. Hansi sei auch schon hier gewesen, ein Hohenzollernprinz, auch Nando (von Hohenlohe) und der liebenswürdige Moritz (von Hessen), während Franzl (Burda) ihr eher etwas sauertöpfisch vorgekommen sei, er mache immer so ein Senatorengesicht. Aber Sven (Simon), der Sohn des Verlegers Springer, sei äusserst nett gewesen; schade, dass er sich entleibt habe.
Gleich hinter der Marquise hängen zwei Bilder, schön im Gesichtsfeld des Reisenden. Ein gemaltes; welches die Marquise vor ca. 20 Jahren darstellt, im Stil der spanischen Granden, und ein fotografisches aus neuerer Zeit (Porträt, farbig). Auf der Fotografie ist unten mit Filzstift eine längere Widmung hingemalt, am Schluss steht deutlich abgehoben ein R. Auf die Frage, was die Inschrift bedeute, sagt die Marquise, indem sie nochmals Wein nachgiesst, der König von Spanien habe das Bild geknipst und darunter geschrieben: «Meiner lieben Carmen, in der Hoffnung, dass mein nächstes Foto besser gerät, mit den besten Wünschen Dein Juan Carlos, R.» Das R steht für Rey (König). Ein besseres Foto könne man eigentlich kaum anfertigen, sagt die Marquise von O., und der König sei doch allzu bescheiden. Auch er sei schon zur Jagd auf ihren Gütern gewesen. Nicht nur sie selbst, auch Spanien insgesamt habe ihm viel zu verdanken, weil er doch kürzlich die Demokratie gerettet habe. Die alten Generäle aus der Franco-Zeit, diesen rabiaten Milans del Bosch und den dümmlichen Tejero und all die vulgären Frankisten könne sie nicht leiden, die hätten kein Format und keinen Horizont, und bestimmt würden die wieder einen Putsch versuchen, aber seien wegen ihrer Dummheit zum Misserfolg verurteilt. Die Basken mit ihrem Terrorismus arbeiteten den altmodischen Trotteln leider in die Hände. Übrigens ihr Onkel, ein in der Elektrizitätswirtschaft führender Oriol, sei auch einmal von der ETA entführt, aber nach einigen Monaten unverletzt freigelassen worden. Der wisse eben, wie man mit Entführern umgehe.