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Über der Festung ziehen die Wolken, ballen sich, wandern weiter, unter dem roten Boden ist ein Friedhof, 1808 sind die Franzosen durch das sogenannte Franzosentor ins Kastell eingedrungen, und Fortunato Martinez regiert jetzt allein auf Molina de Aragón, Don Fortunato de Aragón. Dentro mi corazón, sagt er, ein altes Gedicht zitierend, in meinem Herzen steht der Turm von Aragón. Das Grosse bleibt gross nicht und klein nicht das Kleine, die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag. Und Franco ist ja auch schon tot. Aber Fortunato lebt noch, der drahtige Veteran aller spanischen Kriege.

Belmonte steht in La Mancha, diese Ebene hat Cervantes hervorgebracht, der in arabischer Gefangenschaft seine Bücher schrieb, und gleich neben der Burg Belmonte steht eine Windmühle, und auch die Burg von Consuegra, Provinz Toledo, ist von Windmühlen umstellt, zahlreichen ungeschlachten Riesen, mit denen Don Quixote ein Treffen zu halten und ihnen sämtlich das Leben zu nehmen gedachte. Es war ein redlicher Krieg, und es geschah Gott zu Dienst und Ehren, wenn man solch böse Brut vom Angesicht der Erde vertilgte. Der Bürgermeister von Consuegra hat bei den letzten Wahlen seine Gegner vertilgen wollen, füllte die Urnen mit gefälschten Zetteln aus Angst vor der roten Brut, aber die Sache ist ans Licht gekommen, der Bürgermeister wurde blamiert, und eine grosse Demonstration zog durch das Dorf unter den Windmühlen. Der Fall ist in ganz Spanien bekannt geworden. Schon früher ist Consuegra einmal in die Geschichte eingegangen, weil König Alfons der Sechste von den Almoraviden, einer arabischen Dynastie, hier besiegt worden ist, als die Mohren noch in der Offensive waren. Und das war so gekommen: Der Mutamid von Sevilla hatte in der Hoffnung, seinen christlichen Widerpart Alfons den Sechsten zu besänftigen, diesem seine Tochter Zaida zur Frau gegeben, und Schloss Consuegra, das mehrmals den Besitzer wechselte, war Teil ihrer Mitgift gewesen. Zaida nannte sich fortan Isabel. Solche Toleranz war damals, vor 1492, nicht selten, die drei Religionen lebten in manchen Gegenden friedlich neben- oder miteinander, es gab christliche Enklaven im arabischen und arabische im christlichen Gebiet. Auch in den Köpfen gab es Enklaven. Mutamid war ein Dichter-König, vertraute mehr den guten und gescheiten Worten und der Versippung als dem unangenehmen Krieg. Jedoch sein Schwiegersohn verstand keinen Spass und blieb ein aggressiver Mensch, der sich von keiner Poesie besänftigen liess, und wollte weiter expandieren. Da musste der sanfte Mutamid den harten Yussuf, seinen arabischen Rivalen, zu Hilfe rufen. Dieser übernahm die Macht, schickte seine besten Truppen gegen den christlichen König in Consuegra, welcher sich schon bald geschlagen in die Burg zurückzog. In dieser Schlacht starb, 1079, der einzige Sohn des grossen Cid, ein sogenannter Nationalheld, und viele andere, weniger berühmte Söhne, deren Namen nicht überliefert sind. Die Almoraviden gaben jedoch auf und zogen sich zurück, vielleicht hat ihnen eine langwierige Belagerung nicht behagt. Erst dem nächsten Araberstamm, der von Afrika herüberkam, den Almohaden, gelang es, die Burg Consuegra zu brechen. Später ist sie von Alfons dem Siebten wieder zurückerobert worden und der Christenheit dann nie mehr verlorengegangen. Darüber sollen die historischen Steine sehr glücklich gewesen sein. Die Untertanen, so heisst es, hätten jedoch die arabische Herrschaft vorgezogen, weil Handwerk und Handel dort mehr prosperierten, und seien in ihres Herzens Grund noch lange Zeit keine rechten Christen geworden.

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