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Von Mesones ist es nur ein Katzensprung bis Illueca, ein paar Hügelzüge muss der Reisende überwinden, enge Dörfer (pueblos) mit vielen nähenden, vor den Haustüren sitzenden Frauen, vorsichtig durchqueren, unvermutet in der Dämmerung auftauchende Maultiere mit ihren Reitern (Sancho Pansa) nicht beschädigen, in Illueca den Pfarrer (párroco) finden. Der will zuerst die Abendmesse einläuten, schnelles nervöses Bimmeln, begleitet den Reisenden dann zu einer Mauer, welche die Dorfkinder am Betreten des Ruinengrundstücks hindern soll, schliesst eine Tür auf, sagt: Natürlich könne man das Gebäude dort hinten im Schatten besichtigen, warum nicht, aber auf eigene Gefahr (peligro). Dann verabschiedet er sich mit auffälliger Herzlichkeit, als ob es für immer wäre, geht in die Kirche zurück, schon hört man das Bimmeln wieder: Wandlungs-, Feierabend-, Totenglöcklein? Das Gebäude zeigt eine langgestreckte, etwas verdrossene Fassade, halb Burg, halb Kloster, in der Mitte zwei schiefstehende Türme mit Rissen und abblätterndem Verputz, oben Galerien und zahlreiche Fenster, zerbrochene Scheiben. In Deutschland würde man sagen: Ein Juwel! Sofort renovieren! Hier nicht. Es hat zuviel davon. Eine schiefe Stiege mit halbzerstörten Stufen führt auf einen Treppenabsatz, das Feuerzeug gibt wenig Licht. Fledermäuse sirren durchs Gewölbe, die Treppe macht kehrt, die Stufen sind jetzt auf zwei Dritteln ihrer Länge zerbröckelt, und der obere Stock ruht nur noch auf drei leichten Säulen, nicht solid, aber elegant. Ungefähr Renaissance. Die hintere Wand fehlt, ein Stück vom Abendhimmel ist jetzt dort, das ist auch schön, und der Fuss tritt auf irgend etwas Weiches. Dieses huscht, einen klagenden Laut ausstossend, die Treppe hinauf, und oben wird das Rieseln im Gemäuer immer lauter. Viele Steine sind schon von der Decke auf die Treppe gefallen. Lohnt den Besuch! (Mit Helm.)

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