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In den alten Büchern steht, dass im Jahre 720 der Emir Kalat Ayub an dieser Stelle zum erstenmal habe bauen lassen. Orientalischer Luxus blühte auf, eine raffinierte Kultur hatte Spanien erobert. Die Befestigungsanlage soll sich bis zur Ruine von Másillan, etwa drei Kilometer nördlich von Calatayud, erstreckt haben, dort sind noch Gewölbe und Tore mit maurischen Hufeisenbögen erhalten. Das ausgedehnte Kastell, mit Vorwerken, Festungstürmen, Gräben, Gewölben, Fallen, natürlichen Hindernissen, Waffenkammern, sei erst im Jahre 1120 von einem christlichen Heer unter dem Befehl eines gewissen Alfons I. von Aragón erobert, dabei aber nur teilweise zerstört, neu aufgebaut, umgestaltet und erweitert worden, heisst es in einer Chronik, welche keine Auskunft gibt über das Schicksal der arabischen Verteidiger. Dieser Alfons I. sei dann bis zum Jahre 1140 in dem Kastell geblieben, es habe ihm dort recht gut gefallen, und den Arabern sei die Rückeroberung ihrer Burg, an der sie vier Jahrhunderte lang so liebevoll gebaut hatten, nicht mehr gelungen. Der grösste Teil dieser Architektur ist jetzt von Gras und Sträuchern überwuchert, irgendwo auf dem weiten Gelände soll auch ein Gottesacker sein, arabische und christliche Gebeine freundlich gemischt, und der Knochen, welchen der streunende Hund dort aus dem Boden zerrt, gehört vielleicht zum Skelett eines Streitrosses, das im Jahre 720 oder 1120 für die gerechte Sache gefallen ist, oder eventuell ist es ein Menschenknochen. Abgemagerte Hunde sind hier, soweit man sehen kann, die einzigen Archäologen, bekommen wenig zu fressen von den Spaniern und freuen sich über die bescheidenste Atzung. Und manchmal, so geht die Sage, werde Calatayud vom Geist des Emirs Kalat Ayub besucht, jammernd und schlummerlos treibt ihn der Stachel umher, und könne er sich immer noch nicht abfinden mit dem Verlust seines Territoriums und streife er seufzend über die Stätte der Verwüstung. Der Motocrossfahrer heult durch das Gelände und zieht eine Fahne aus rotem Staub hinter sich her. Der Himmel aber ist unterdessen von giftigen Wolken durchzogen, die wie Dampf aus einem der Festungstürme zu quellen scheinen. Von der Stadt tönen Glocken herauf.

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