Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн
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Ein weiterer Anlass ständiger Besorgnis für das Ehepaar war das Schicksal der armenischen Bauarbeiter bei der Bagdadbahn. Von ihrem Mann hatte Clara erfahren, wie sehr bisher der Bau der Bagdadbahn von der Beteiligung der armenischen Bauarbeiter profitiert hatte und wie schwer nun deren Bau von den Übergriffen gegen diese Fachkräfte betroffen war. Früher hatte Fritz über fünfzehntausend Armenier unter sich, heute musste er immer mehr Armenier gehen lassen und sie durch ungeübte türkische Soldaten, indische Gefangene u.a. ersetzen lassen. Clara hört täglich von ihrem betrübten Mann sowie von den «Herren» – so nennt Clara die europäischen Ingenieure beim Bau der Bahn –, wie erfolglos ihr Einsatz für ihre armenischen Schützlinge ist. Diese ehrwürdigen Herren wie Oberingenieur Johannes Winkler, Walter Morf, Franz Köppel und andere Fachleute für den Bau der Bagdadbahn sind häufig bei den Sigrist-Hiltys zu Gast, und manche von ihnen, wenn sie auf Durchreise sind, werden bei ihnen beherbergt. Es gibt viele aufregende Besprechungen im Haus, wobei man «nicht wenig über die trostlosen Zustände [schimpft]» (7. Juli 1916), vor allem über die armenischen Arbeitskräfte, die täglich ausgewiesen und ins Verderben geschickt werden, viele von ihnen samt Familie.39 Man erzählt, dass die deportierten Bauarbeiter oft nicht einmal an ihr «Endziel», nach Katma oder Der el-Zor, gelangen. Sie werden unterwegs von speziell beauftragten türkischen, häufig auch deutschen Soldaten ermordet. Dazu berichtet Clara am 17. Juni 1916: «Deutsche Soldaten, die es mit angesehen, halten ihre Entrüstung nicht zurück: ‹Ein Hund war da nicht zu schießen›, sagen auch die Vollziehenden, und dann: ‹Wenn das die deutschen Soldaten daheim wüssten, würde keiner sich dazu hergeben, hier mitzutun.›»