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Es war zwei Uhr in der Früh, als ich in Inden ankam, für den Abstieg bis hierher hatte ich in der Dunkelheit mehrere Stunden gebraucht. Ich suchte mir einen Platz, um den Morgen abzuwarten. Für den Weg nach Leuk musste ich hinunter in die Schlucht, und dazu fehlte mir der Mut. Etwas oberhalb des Weilers fand ich einen kleinen Schafstall, eine kurze Leiter führte auf den Heuboden. Ich setzte mich auf die staubigen Bretter, zog Heu heran und ordnete es wie eine Decke um mich herum an. Morgen früh würde ich fluchen und mir stundenlang Gräser aus den Haaren und Kleidern zupfen. Vor allem aus der Faserpelzjacke.
Durch die offene Tür des Heubodens hatte ich einen wunderbaren Blick auf den Nachthimmel und auf das Dorf zu meinen Füssen. Die Geräusche der Schafe im Stall unter mir, die kalte, klare Luft, die unzähligen Sterne, die finsteren Berghänge mit schneebedeckten, weissen Spitzen – die Welt um mich herum war unbeschreiblich schön. Die Nacht wie durchsichtig und vollkommen still, bis auf das leise Schnaufen der Schafe unter mir, die sich ab und zu bewegten. Ich kam zur Ruhe, ich fand Distanz. Alles hatte seine Richtigkeit, alles würde sich klären. Ich dachte daran, wie ich vor ein paar Tagen in Bern von den Einbrüchen überrumpelt worden war. Eine unüberlegte Reise nach Leukerbad, ohne zu wissen, was mich erwartete. Wie ich geschockt im Thermalbad Juris Tod zu verstehen versuchte. Wie ich mich schliesslich in eine Angst hineingesteigert hatte, in eine Panik. An das viele Geld, das ich, vorne in meine Hose gestopft, mit mir herumtrug.