Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

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Mittlerweile wuchs Amerika. Die Puritaner hatten alle Hände voll zu tun, die Quäker im Norden zu verbrennen. Alle kämpften gegen die Indianer. In jedem Kino der Welt kann man sehen, wie der weiße Mann Religion und Kultur gegen Gold, Land und Menschenleben eintauschte, sofern man ei­nen wilden Indianer überhaupt als «Menschen» bezeichnen konnte. Amerika bewegte sich nach Westen, und im Süden herrschte König Baumwolle. In jedem Geschichtsbuch lässt sich nachlesen, wie zu Lincolns Zeit die Baumwolle entthront wurde, die wirtschaftliche Entwicklung der Nation auf dem Spiel stand, wie Mr. Lincoln beschloss, die Sklaverei als wirtschaftliche Maßnahme abzuschaffen, und was der Süden da­von hielt.

Es gefiel ihm nicht, weil es seine ökonomische und gesellschaftliche Existenz komplett auf den Kopf stellte. Trotz der Horden von halb-weißen und halb-schwarzen Kindern, die ständig zunahmen, war ein Nigger kein Mensch. Welche Regierung würde den Niggern die Freiheit schenken, damit sie sich mit den Weißen vermischen, die Schule besuchen, schreiben und lesen lernen, arbeiten und sich frei bewegen konnten wie der weiße Mann? Was für eine Katastrophe für die Gesellschaft der Südstaaten! Stellen Sie sich vor, wie ein großer grinsender schwarzer Teufel Ihrer Tochter den Arm um die Hüften legt! Nein, Sir! Eher würden sie aus dem Staatenbund austreten. Genau das taten sie, wie wir alle wissen. Und ich bezweifle, dass Sie oder ich anders gehandelt hätten, wenn Sie, Sie, Sie oder ich damals gelebt hätten und von diesen Umständen konditioniert worden wären. Wir sind alle Produkte unserer Zeit und der Orte, in denen wir geboren werden. Man muss stark sein, um sich über Zeit und Raum hinwegzusetzen, und an solch starken Menschen mangelt es der Welt.

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