Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

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In den Gärten der Nachbarn sah es nicht besser aus als in Kari ­Kenels Rosenzucht. Von den liebevoll gepflegten Blumenbeeten und Sträuchern war nichts geblieben als ein Haufen kompostierbereiten Abfalls. Salatsetzlinge, junge Kartoffelstauden, Kohlrabi, Lauch und Zwiebeln boten einen jämmerlichen Anblick. Das Gewitter hatte die Gärten in schlammige Friedhöfe verwandelt.

An der Kreuzung verlangsamte Kari Kenel den Schritt. Zu seiner Linken stand das Restaurant Kreuz mit seinem Kastaniengarten, den roten Tischen aus Blech, das aus dem Bestand seines Arbeitgebers stammte und dessen Verarbeitung zu Tischen, Gelten und Gartenstühlen von ihm überwacht wurde. Die kräftigen Kastanien schienen kaum gelitten zu haben, obwohl auch Gartentische, Stühle und der Kiesplatz mit abgerissenen Zweigen und Dachpfannen übersät waren. Im Gastraum brannte Licht, bald würde Ruth mit dem Aufräumen beginnen. In ihrer selbstbewussten Art würde sie Ordnung schaffen, zupacken, hieß das im Dorf. Sie würde Ordnung in das Chaos vor dem Gasthaus bringen, wie sie es drinnen tat, wenn bei Feuerwehrfeiern und andern Vereinsanlässen über das Maß getrunken wurde und Ruth, mit prallen, muskulösen Armen, den Betrunkenen kurzerhand auf die Beine stellte und zielsicher zum Ausgang schob. Die Männer gehorchten ohne Murren, anderntags würde Ruth wieder am Stammtisch stehen und lachend die derben Bauernwitze parieren. Ruth, die kräftige, etwas burschikose Ruth hatte ein Talent, Köpfe zurechtzurücken, wenn der Ärger die Bauern übermannte, wenn die Sorgen über ihnen zusammenschlugen. Sie war der feste, zuverlässige Hort, wenn ein Kind starb und die leidgeprüften Eltern, Geschwister und Anverwandten stumm zur Gräbt im hinteren Saal schritten. Dass das Leben weitergehe, tröstete sie dann mit ihrer etwas rauen, aber warmen Altstimme, und dass ein Baum übers Jahr wieder Früchte tragen könne, wenn’s der Herrgott so wolle. Sie war der handliche Trost einsamer Knechte. Manch einer erlebte seine besten Momente in ihr fülliges Fleisch versunken. Als eine Auswärtige, aus dem Süden gekommen, wie man im Dorf behauptete, wobei dieser Süden, ungenau definiert, nur mit einer großen, ausladenden Bewegung in die richtige Richtung angedeutet wurde, genoss sie Rechte, die den einhei­mischen Mädchen vorenthalten wurden. Jemand musste sich schließlich der einsamen Männer annehmen, ihre Hitze kühlen, ehe sie mit einer Hiesigen vor den Altar traten und Treue schworen. Obwohl sie sich nie an verheiratete Männer heranmachte, mieden sie die Frauen. Eine, die im Männerfleisch Bescheid weiß, hat einen schweren Stand bei jenen, die beizeiten die Pflicht eingehämmert bekamen, ohne Lust die Beine zu spreizen.

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