Читать книгу Daskind - Brandzauber - Angeklagt. Romantrilogie онлайн

74 страница из 104

So trottete Ambach unverrichteter Dinge seinem verfluchten Hof zu, wo die Frau mit elenden Augen im Türrahmen stand. Sie hatte es immer gewusst, dass dem Hof über kurz oder lang kein Glück beschieden sein würde. Die Todsünde der Mächler Olga verlange eben ihren Preis. Vorerst wollte es die Bäuerin mit geweihten Kerzen versuchen, überall Kerzen hinstellen wollte sie, zu Ehren der Heiligen Mutter Gottes. Den Jüngsten an sich drückend, überschlug sie den Schaden. Es würde kaum fürs Nötigste reichen, rechnete sie, nicht fürs Vieh und nicht für die Kinder, man werde schauen müssen, wie der Winter zu überstehen sei.

Nachts nahm der Ambachbauer die Frau mit dem Glauben an die Mutter Maria. Verzweifelt robbte er in ihr weiches Fleisch, wollte nur eines, Schutz vor der Zeit, die sich gegen ihn verschworen hatte. An der Tür stand der Bub, gaffte durch den Spalt, sah mit verschreckten Augen, wie der Vater auf der Mutter lag und zu den heftigen Stößen in ein heiseres Schluchzen ausbrach.

9

Das Gebrüll erstarb so plötzlich, wie es, nach einer Schrecksekunde bleierner Stille, durch die Fabrikhalle gedrungen war. Vielleicht hätte es immer im Dunkeln leben sollen, denkt Daskind, das den Daumen, den Zeigefinger und den Ringfinger der rechten Hand des schreienden, dann verstummten Arbeiters auf den Zementboden fallen sah. Der dem Kind zulächelte und dabei die für die Arbeit an der Blechschneidemaschine notwendige Vorsicht vergaß. Vielleicht hätte es den Augen verbieten sollen, das Erstaunen in den Augen des Verletzten zu sehen, ehe er schrie, dann verstummte und sich wie eine Mario­nette mit einer langsamen, stillen Bewegung zu Boden gleiten ließ. In kurzen Stößen floss das Blut, sammelte sich zu einem scharlachroten See um den Mann, dessen eben noch lächelndes Gesicht fahl wurde, der jetzt mit geschlossenen Augen dalag, stumm, gekrümmt wie ein Ungeborenes im Mutterleib.

Правообладателям