Читать книгу Rheinfall. Kriminalroman онлайн

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Die Mutter ist tot, der Vater auch, nur die Schwester lebt irgendwo da draussen in dieser lauten Welt. Früher sind sie zusammen in den Himmel hinaufgeschaukelt, bis ganz hinauf zu den Wolken und wieder zurück. Dann sind sie auseinander gegangen, sie hat begonnen zu schreiben, erst Gedichte, dann Kurzgeschichten und jetzt diese grossen Reportagen in Buchform. Sie hat Preise gewonnen, neue Freunde gefunden, sich Feinde geschaffen. Damit hat sie sich immer mehr vom Dorf und ihrer alten Welt entfernt.

Mit jeder Seite, die sie schrieb, wurde sie besser. Jede neue Geschichte wurde noch mehr gelobt, die Zeitschriften überboten sich, um etwas von ihr abdrucken zu können. Nächtelang sass sie träumend an ihrer Schreibmaschine und flog durch Geschichten, die am nächsten Morgen sauber getippt auf dem Schreibtisch lagen.

Die Schwester, die im Dorf geblieben war, hatte immer mal wieder angerufen, kam zu den Lesungen in der Stadt. Sie erzählte von den Eltern und bat Marguerite, doch bei ihnen vorbeizuschauen. Irgendwie ist die Zeit im Rausch vorbeigezogen, erst starb Mutter, dann der Vater. Nie hat sie sich im Dorf blicken lassen, auch nicht an der Beerdigung. Sie hat sich zu sehr geschämt. Nach dem Tod der Eltern und vor allem seit sie mit Jean-Pierre zusammen ist, hat Marguerite nichts mehr von der kleinen Schwester gehört.

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