Читать книгу Brief an meinen Vater онлайн

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Deine Frau war Mitglied von Exit Suisse Romande, einer Vereinigung für humanes Sterben. Letztes Jahr wollte sie zu Exit Deutsche Schweiz wechseln. Sie benutzt jetzt häufiger die Sprache ihrer Kindheit, das Schweizerdeutsch, das auch du bisweilen in zärtlichen Momenten mit ihr gesprochen hast. Vollkommen erblindet, kann sie keine französischen Zeitungen mehr lesen, also hat sie begonnen, auf Deutsch Radio zu hören. Mit 97 Jahren hat sie be­­schlossen, in ihrer eigenen Sprache Ja zum Tod zu sagen. Sie hat ihre Krankenpflegerin gebeten, Exit zu benachrichtigen. Ich zweifle nicht an ihrem Entschluss, ich fürchte mich nur vor dem Warten. Deine Mutter, weißt du noch, hat den Freitod verurteilt: «Nein, nein, sich umbringen ist zu einfach, was ist mit denen, die zurückbleiben?»

In eure Eheringe habt ihr die Worte eingravieren lassen: À la garde. Du hast deinen Kindern erklärt, dies sei die Losung gewesen, mit der die verfolgten Hugenotten sich untereinander zu erkennen gaben: Im Schutz. Wobei gemeint war: Im Schutz Gottes. Mutter hat mir gesagt, sie wünsche sich diesen Spruch für ihre Todesanzeige, den auch du für deine gewählt hattest. Du siehst, sie denkt immer noch an eure Liebe. Sie spricht davon, aber nicht über diesen Gott, der sie beschützen soll.

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