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Friedrich Glauser: Offener Brief über die «Zehn Gebote für den Kriminal roman»

König Zucker

Es war von Anfang an die trostlose Affäre par excellence gewesen, wie Polizeikommissar Kreibig sofort am Tatort feststellte. Schiebermilieu – der Tote, der am Boden lag, mit einer Stichwunde in der Brust, an der er verblutet war, hieß Jakob Kussmaul, stammte nach seinem Pass aus Riga, aber vielleicht hieß er gar nicht Kussmaul, vielleicht stammte er aus Bukarest, bei diesen Leuten war man nie sicher … Und der Kommissar Kreibig seufzte. Es war vier Jahre nach dem Weltkrieg, Wien war ausgehungert, und alle Welt schob. Seufzend dachte Kreibig daran, dass er wahrscheinlich Hofrat geworden wäre, wenn die alte Monarchie noch geblieben wäre, aber so … Und da war also dieser Jakob Kussmaul, der vielleicht gar nicht so hieß, lag am Boden, sein rosa Seidenhemd war auf der linken Seite der Brust zerrissen, und ein großer Blutfleck hatte das zarte Gewebe starr und bräunlich gemacht.

Der Tote lag neben einem Tisch, und auf dem Tisch stand ein Schachbrett mit Figuren. Eine begonnene Partie. Neben dem Brett zwei Tassen mit schwarzem Kaffee, halb geleert, daneben (Luxus!) zwei Silberschälchen für den Zucker: auf dem einen eins jener viereckigen Päckchen, in welchen drei Stückchen sogenannten Würfelzuckers verpackt sind, das andere leer.

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