Читать книгу "Wenn Du absolut nach Amerika willst, so gehe in Gottesnamen!". Erinnerungen an den California Trail, John A. Sutter und den Goldrausch 1846-1849 онлайн
77 страница из 166
Als alle kurigirt waren, kam der Pfarrer wieder zu mir, um zu fragen, wie viele Schreibfehler ich habe (denn jetzt sollten die Schüler danach die Plätze wechseln), leider gab ich ihm nicht die Sechszehn, sondern nur Vierzehn an. ‹Das ist nicht die Wahrheit›, sagte er, ‹hast du nicht Sechszehn?› – ‹Ich habe Vierzehn, Herr Pfarrer!›, war meine Antwort, denn ich dachte, wenn einer 16 hat, muss er gewiss 14 haben und lügt daher nicht, wenn er so sagt. Aber ein Schlag auf mein Gesicht – es war der Erste und auch der Letzte, den er mir je gab – lehrte mich sogleich, dass der Pfarrer die Sache anders auffasste als ich. Ich war sehr ärgerlich, aber noch mehr beschämt, und bereute sogleich, diesen Betrug versucht zu haben. Doch sagte ich ihm noch, dass mehrere Nachbarn ihre Aufgabe gar nicht selbst gemacht und sie sowohl als ich Strafe verdient hätten; denn ich hatte sie noch lachen sehen und war nicht geneigt, still zu bleiben.»21
Der Pfarrer liess sich dadurch aber nicht beeindrucken, denn er schien entschlossen, dem Knaben eine Lehre zu erteilen, die ihm das Lügen in der Zukunft verleiden würde. Nicht nur liess er die Mitschüler ungestraft, sondern er befahl Heinrich auch, sich an einem gut sichtbaren Ort hinzustellen und sich zu schämen. «Ich fühlte diese Demüthigung nur zu sehr», erinnert sich Lienhard, «auch war ich überzeugt, dass ich sie reichlich verdient habe, und ich nahm mir vor, in Zukunft durch gutes Betragen und tüchtiges Lernen den guten Willen des Pfarrers wieder zu gewinnen.»22 Den Mitschülern zeigte Heinrich seine Verachtung, indem er sich anderntags nicht, wie der Pfarrer es verlangte, neben die «Abschreiber» setzte, sondern freiwillig in die unterste Bank. Der Pfarrer schien ihm die kleine Eigenmächtigkeit nicht übel zu nehmen, sondern behandelte ihn, wie Heinrich erleichtert feststellte, sogar freundlich, «wodurch ich nur noch mehr in meinem Beschluss erstarkte, in Zukunft mir keine derartige Vergehen mehr zu schulden kommen zu lassen».23