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Tagsüber revanchiert er sich, indem er ihr zeigt, wie man durch Himmelsbetrachtungen Langeweile vertreibt. Sie lernt, die Wolkenfamilien an ihrer Position und ihrer horizontalen Ausdehnung zu erkennen. Zum Schluss kann sie sie alle beim Namen nennen. Besten Dank, mein Herr.

Im Lager kann sich jeder zum Zeitvertreib eine Geschichte ausdenken. Fumika malt sich aus, sie wäre ein junges Mädchen aus Salzburg, vergisst ihre Insel, sieht sich als die Verlobte eines jungen Mannes mit deutschem Akzent. Das Haar mit einer Schleife im Nacken zusammengebunden, verbeugt er sich tief, nach altem Brauch. Sie reicht ihm die Hand. Eine geschmeidige Geste, wie bei einem Anfangsakkord. Und er, Wolfgang, gibt ihr mit einem strahlenden, spitzbübischen Lächeln auf dem Gesicht einen angedeuteten Handkuss. Abends setzt Mozart sich im Kerzenschein ans Cembalo und komponiert für sie allein eine Sonate in D-Dur.

Vier Monate vergehen, die Haft dauert an. Nach und nach leert sich das Sammelzentrum, die Insassen werden in weniger provisorische Lager verlegt. Manche machen, wenn sie auf der Liste erscheinen, am Abend vor ihrer Abreise eine Runde durchs Lager und verabschieden sich. Fumika spürt ihre Beklommenheit, als bedauerten sie plötzlich, dass man einander fremd geblieben ist, unfähig war, mehr als Höflichkeiten auszutauschen. Zuerst verschwinden die Zeltbewohner, dann die Stallbewohner. Jeden Morgen werden ganze Familien auf Armeelaster verfrachtet. Angeblich wurde in der Wüste von New Mexico ein festes Lager für sie errichtet.

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