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Drei Wochen später, im August 1940, ging sie an Bord eines Passagierschiffs, das von Tokio nach San Francisco zwölf Tage brauchte, mit Zwischenstation auf Hawaii. In Berkeley wurde Shizuko, die erste Studentin, die sie nach ihrer Überfahrt kennengelernt hatte, ihre beste Freundin. Schade, dass diese nun unauffindbar ist.

Ende der Aussage, Fumika unterschreibt. Die Inspektorin fügt das Datum ein und setzt zwei Stempel aufs Papier. Auch sie will sich nicht zu Shizukos Verbleib äußern.

Dann begleiten zwei Frauen in Uniform Fumika bis zu Zelt 415, durchwühlen ihre spärliche Habe, finden ohne langes Suchen den ins Kopfkissen eingenähten Brief ihres Verlobten. Die Entdeckung hat, wer weiß warum, zur Folge, dass Fumika nicht tätowiert wird. Man verlegt sie in einen aus Stein gebauten Pferdestall, Gebäude 321, in dem bereits drei Familien zusammengepfercht sind, deren kleine Kinder im Stroh schlafen.

Da diese Japaner schon seit zwei Generationen in Kalifornien leben, sind sie nicht begeistert von ihrer Gegenwart. Sie sind Bürger der Vereinigten Staaten, haben alle japanischen Traditionen abgelegt. Wäre nicht ihre Hautfarbe, hätte niemand das Recht, ihnen Scherereien zu machen. Ein würdevoller älterer Herr schildert ihr seine militärische Laufbahn in allen Einzelheiten. Während des Ersten Weltkriegs sei er Infanterist bei den nordamerikanischen Streitkräften gewesen, habe an der Seite der Franzosen in Belgien gekämpft. Wegen des Giftgases habe er einen Lungenflügel verloren. Doch um das Sternenbanner zu verteidigen, wäre er bereit, abermals seinen Dienst anzutreten. Fumika nickt, vermeidet es, ihm zu widersprechen, bietet an, seine Stiefel zu wienern. Zwei Tage dauert es, bis der ehemalige Soldat ihr Angebot annimmt. Schließlich erklärt er, die Neue stehe unter seinem Schutz. Er werde sie die Kunst des Grabenkampfes lehren. Um ihn nicht zu verärgern, versteckt sich Fumika unter dem Tisch und hechtet mit lautem «Ta-ta-ta-ta!» hervor. Er sagt, wenn man ein guter Krieger sein wolle, dürfe man nicht davor zurückschrecken, sich auch selbst zu töten. Zum Glück ist Fumika kein echter Soldat.

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