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Mit zehn Jahren konnte sie ihr erstes Konzert auswendig spielen. Köchelverzeichnis 482, um genau zu sein. Die Inspektorin schreibt sich die Nummer auf. Das Dorf hatte nur sechstausend Einwohner, die Musikschule war sein ganzer Stolz. Ein Mäzen namens vom Pokk hatte die Errichtung des Gebäudes bezahlt und Instrumente gestiftet. Ein ordentlich gestimmtes Klavier für ihre mittellose Mutter. Jedes Jahr bewilligte Paul vom Pokk einem verdienstvollen Schüler ein Stipendium für ein Musikstudium in Nagasaki. Zur Einweihung der Schule war der Mäzen persönlich erschienen. Fumika hatte mit einem alten Mann mit geschmacklosen Fingerringen gerechnet, aber er war im selben Alter wie ihr verstorbener Vater. In den Ruinen des Erdbebens hatte der junge Ingenieur und Erbe eines Zementfabrikanten eine Rettungsmannschaft begleitet. Statt einfach Säcke mit Schweizer Zement für den Wiederaufbau des Landes zu spenden, hatte er sich für das Schicksal der Kinder interessiert, für ihre musikalische Ausbildung.
Mit vierzehn durfte sie ans Konservatorium von Nagasaki gehen. Ihre Mutter gab sie in die Obhut von Tante Yu, in deren Haus sich Fumika mit drei Cousins und Cousinen ein Zimmer teilte. Morgens stand sie immer früh auf und kam erst zum Abendessen wieder nach Hause. Neben den Klavierstunden wurde sie in Musiktheorie und Musikgeschichte unterrichtet. Sie träumte von Salzburg am Ende des 18. Jahrhunderts, hätte gern den ersten Wolfgang kennengelernt.