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Doch einige Tage später nehmen die Saboteure einen Gittermast des Kraftwerks von Breil aufs Korn: In der Nacht unterbricht das Kreischen von Sägen an Stahl die Stille des Waldes. Nachdem die Sprengstoffkästen und die Lunten platziert sind, begibt sich die Gruppe auf eine Anhöhe, um das Schauspiel zu genießen: plötzliche Helle, Explosion, rote Schlange am Himmel. Und am ersten Frühlingstag gehen die Rebellen, manche mit dem Hut der Alpini auf dem Kopf, zum Kraftwerk von Castiglion Dora, setzen den Wächter fest und sprengen die Leitungsrohre.
Weitere Vögelchen fliegen aus dem Nest davon. Bis der April kommt, la fleur d’avril ne tient que par un fil. April ist ein besonderer Monat. Im April hat Miló die Schweiz verlassen, im April hat er geheiratet, im April beginnt der Kuckuck zu rufen: «Kuckuck, mein Kuckuck, wie viele Tage gibst du mir noch zu leben?»
Ende vergangenen Monats hat es in La Suelvaz einen Ausbruch gegeben. Eines Nachts haben sich Celestino, Vittorio, Gino und Bich, der Säufer, ein Maschinengewehr, zwei Breda, drei Kisten Munition und sieben Musketen gekrallt und sind auf und davon. Angeblich hat es was mit Chanoux und der Unabhängigkeit des Aostatals zu tun: Im Valtournenche soll eine neue Autonomistengruppe entstehen. Miló und die anderen haben sie in den Wäldern verfolgt, oberhalb von Misérègne, dem Reich des Elends. Giovanni hat fünf Magazine geleert, indem er im Wald breitgestreute Garben abfeuerte, und die Flüchtigen haben die Waffen zurückgelassen, auch Celestino, der als Oberfeldwebel den Russlandfeldzug mitgemacht hat und das Kriegshandwerk gewöhnt ist. Ob sie bestraft werden? Der Ältestenrat der Bande hat sich für die Todesstrafe entschieden, sie soll am Ostersonntag vollzogen werden. Wird es gelingen, die Sache zu klären?