Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн
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Michels Auto steht ganz oben auf dem sanften Hügel. Weit unterhalb liegt der blutrote See. Wer um Gottes willen erschlägt wehrlose Kühe? Und mit so ungeheurer Gewalt? Um einen massigen Kuhschädel derart zu zertrümmern, muss einer schon mit einem riesigen Bauhammer mit ungeheurer Kraft zuschlagen. Muss mit einem langstieligen Hammer ausholen wie der Waldschrat mit der Riesenaxt auf dem berühmten Bild. Im Moment des Ausholens muss die Kuh den Täter mit ihren großen, sanften, ja zärtlichen Augen angeschaut haben, denn die Schläge sind genau frontal geführt worden. So viel hat die Gerichtsmedizin in ihrem kurzen Bericht geschrieben. Und das Motiv? Niemand hatte eine brauchbare Vorstellung davon. Sein Freund Tanner würde jetzt sicher Shakespeare zitieren. Ein Königreich für ein Motiv oder so.
Michel schüttelt sich vor Abscheu, legt sein Sandwich kurz auf den Beifahrersitz und betet die Kette seiner Lieblingsflüche herunter. Während der nicht enden wollenden Reihe angelt er sich, ohne hinzugucken, vom Hintersitz den Flachmann, den er dort für Notfälle bereithält, schraubt mechanisch den Deckel auf und leert ihn in einem Zug, so groß ist schließlich seine Not. In letzter Zeit häufen sich allerdings die Notfälle bedenklich, das muss sich Michel selber eingestehen. Wenigstens in hellen Momenten. Jedes Mal, wenn Michel den Flachmann geleert hat, beschließt er aufs Neue, ihn beim nächsten Mal wegzuschmeißen. Allerdings erst beim nächsten Mal. Schließlich hat ihm der kleine Schluck richtig gut getan. Er gibt sich einen Ruck, greift erneut nach seinem Brot, nimmt einen kräftigen Biss und während er kaut, schreibt er auf seinen bereitgelegten Notizblock.