Читать книгу Das Gesetz des Wassers. Ein Tanner-Kriminalroman онлайн

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Du wirst genauso groß.

Die beiden Dinge hat er sein Leben lang mit seinem Großvater verbunden. Den Hinweis auf die Größe und das Wort verschollen.

Wie hatte dieses Wort die Phantasie des kleinen Tanner beschäftigt. Er sah Land gegen Schneestürme in Sibirien kämpfen, in den Wüsten Afrikas Goldschätze vergangener Königreiche ausgraben oder in einem Unterseeboot die Weltmeere durchpflügen. Später, mit mehr Kenntnis der Geschichte, dachte er, sein Großvater teile wahrscheinlich das Schicksal vieler Soldaten, die irgendwo in der Welt verscharrt worden waren. Irgendwann dachte er dann nicht mehr an ihn.

Bis Tanners Vater starb. Da erzählte seine Mutter überraschend Fragmente einer neuen Geschichte. Voller Anspielungen. Er sei in einer Fabrik angestellt gewesen und dort sei etwas passiert und man habe ihm die Schuld gegeben. Was dieses etwas gewesen sei, wisse sie nicht mehr. Dann sei er krank geworden, und zwar in der Seele. Seiner Mutter war das Aussprechen dieser Tatsache peinlich. Auch noch sechzig Jahre später. Er sei dann lange Zeit in der psychiatrischen Klinik gewesen. Hier in dieser Stadt. Bis die hiesige Krankenkasse nicht mehr bezahlt habe, da Großvater ja von drüben gewesen sei. Also sei er ganz einfach über die Grenze abgeschoben worden. Ganz einfach? Aus ihrem Mund klang es auf jeden Fall irgendwie selbstverständlich. Und seitdem fehle jede Spur von ihm. Tanner war damals entsetzt über die Geschichte und er löcherte seine Mutter mit Fragen. Aber sie gab vor, nichts zu wissen, sie könne sich an nichts mehr erinnern. Tanner war mit seinen Fragen alleine. Wie konnte man einen kranken Menschen, der eine Familie hatte, einfach über die Grenze abschieben? Wo war sie denn, diese Familie? Wusste sie davon? War das mit dem Einverständnis von Tanners Großmutter geschehen? Wie konnte sie mit so einer Katastrophe weiterleben?

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