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Draußen zieht der Sohn des Verlegers, der Bücher hasst, einen großen Rechen über den gemähten Rasen, um das geschnittene Gras einzusammeln. Die blaue Himmelsfahne wird eingerollt; es gibt heute nichts zu feiern. Früher, da war das Leben ungestüm zum Verleger gekommen; er hielt es nicht an der Leine, sondern ließ es frei, freute sich, wenn es ihn umhertrieb. Der Verleger gehört aber zu jenen Menschen, die einen Tramführer nicht von einem Polizisten und einen Polizisten nicht von einem Postboten unterscheiden können. Salomon Spatz kann dies wohl. Der Verleger gehört auch zu den Menschen, die nicht Abschied nehmen können; sie zerbrechen daran. Er beherrscht die Sorgfalt nicht, mit der zum Beispiel ein Salomon Spatz mit der Zeit umgeht und so das Abschiednehmen entschärft. Jener hat eine genaue Vorstel­lung davon, wie lange eine Stunde, ein Tag, ein Monat, ein Jahr währt, und er verzweifelt nicht; gelassen schleppt er seine ganze Kindheit mit den vielen Abschieden mit sich.

Bevor Linda mit Salomon Spatz durchbrannte, schrieb sie einen Abschiedsbrief, den der Verleger nicht lesen kann. Schon immer hat Linda ihn mit ihrer «Charakterschrift», wie sie sagte, genarrt. Der Verleger hat diesen Brief in das Buch von Salomon Spatz gelegt; jedes Mal, wenn er das Papier in die Hand nimmt, hämmert sein Herz, und er fürchtet, er könne die Zeilen plötzlich entziffern und es handle sich um ein böses Gedicht, das Salomon Spatz sich für ihn ausgedacht und Linda diktiert habe. Er stellt sich einen Vers in der Art von «Maikäfer flieg, der Vater ist im Krieg, die Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt» vor; er glaubt sogar, das Wort «Maikäfer» entziffern zu können. Letzte Nacht träumte er, Pommerland sei abgebrannt, und sein Weinen ließ nicht nach, als er aufwachte.

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