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Ein unbegreifliches Stück

Lange Zeit stand ich an der Bushaltestelle; auf dem Flachdach des Hauses gegenüber saß eine Reihe von Möwen. Eine schlief nicht; im Licht des Mondes sah ich, dass sie sich putzte. Es war kalt. Ich stieg in den Bus, der hier, zwischen zwei Dörfern, nur auf Verlangen anhält. Hinter mir saß eine Frau, die den Schluckauf hatte. Ich kannte sie von früher; sie trat in meinem andern, milden, weit entfernten Leben auf, aber sie war hereingefallen ins Heute. Ich zog meine ledernen Handschuhe aus und zerknüllte sie nervös. Der Chauffeur sang Arien; er hatte einen schönen Bariton. Die Bäume an den Straßenrändern waren noch nicht leer; sie zeigten den Rest ihres Vermögens: magere, braune Blätter, auf denen der Schnee schon wieder geschmolzen war. Ich äußerte mich während der Fahrt ganz unverfroren, indem ich stöhnte oder «mhm» sagte oder «nönönö», was niemand wichtig nahm. Ich verfolgte in Gedanken Spuren, bezog Stellung und überblickte von gewissen Punkten aus das Ganze. Manchmal landete ich mitten in einer Szene aus meinem Leben, die verfälscht war, aber ich zog dieses falsche, vergoldete Leben meinem jetzigen Leben vor; ich liebte seine Tiefe, die ruhigen Bewegungen der Personen und das frohe Lachen im Hin­tergrund.

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