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Der Baum
Der kleine Rolf sitzt auf einem der Stühle mitten im roten Zimmer, das renoviert wird; eine Bohrmaschine lärmt, und ein Handwerker misst den Raum aus. Rolf darf die Stellung nicht ändern, um diesen Nachmittag nicht zu verstören. Er legt die rechte Hand langsam auf seinen warmen, runden Kopf und lässt den linken Arm hängen. So sitzt er unbeweglich. Die Bohrmaschine ist wieder still; nun hört Rolf die Stimme seiner Mutter, die stärker kratzt, wenn sie süß flöten möchte; sie sucht ihn, aber er antwortet nicht. Der dort ist ein Zechpreller, der Baum hinter dem Fenster, wo das rote Zimmer aufhört: Alle Töne tropfen in seinen Schlund, und der dicke Regen fließt hinein. Rolf kann die Schwimmhäute zwischen den Händen, mit denen der Baum in der blauen Luft rudert, wegreißen, aber er tut es nicht. Er will dem Baum nicht weh tun. Der Baum steht wie eine finstere Lampe im hellen Tag; er wirft keinen Lichtkreis, sondern einen Schattenkreis auf den Boden, und dort stehen Pilze rund um den Stamm. Der Baum hat einmal in Rolfs Haar gelangt und es gestreichelt. Der Autobus fährt am Baum vorbei; die vielen Menschen halten sich an den Stangen fest, um bei der Kurve nicht zu fallen; sie stehen und sitzen krumm wie verkrüppelte Pflanzen, der Baum aber, der morgen gefällt werden soll, steht gerade.