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Das war zur Gewohnheit geworden, dieser Abendspaziergang, und ich wusste, dass ich meine Ver­eh­rer enttäuschte, wenn ich ihnen sagte, sie sollten nicht mit­kommen, es sei kalt, ich müsse noch etwas einkaufen, oder es warte jemand auf mich: Sie zogen den Revolver hervor und machten peng peng.

Als ich in Italien unterrichtete, war es anders: Dort gab es, in der Stadt, das Ritual der Mütter und der Dienstmädchen: alle hinter dem Gitter, wartend und schwatzend, mit einem Brötchen in der Hand, dem Mantel, der schriftlichen Entschuldigung, manch­mal stand auch der Chauffeur dabei. Aber dann stieg ich in die Straßenbahn, oder Fabio war da, der auf mich wartete, und ich setzte ein anderes Gesicht auf. Fabio hatte nie unterrichtet, er wusste nicht, was es heißt, den ganzen Tag mit vierzig Kindern verbringen: Er hätte nichts begriffen, wenn ich ihm erzählt hätte, dass ich manchmal ungern das Klassenzimmer betrat, missmutig schon am frühen Morgen, die Zügel wieder in die Hand zu nehmen, und dass ich dann nach wenigen Minuten merkte, dass ich beim Unterrichten so frisch und klar redete, wie ich nur konnte, weil sie mich alle mit vor Aufmerksamkeit glänzenden Augen anstarrten und mit zusammenge­kniffenen Lippen; er hätte gedacht, ich spräche eine andere Sprache, hätte ich ihm gestanden, dass es meine Kinder waren, die mich Tag für Tag in den Bann ihres Zaubers zogen: dass ich dann schön wurde für sie und redete, in Zorn geriet, in die Falle ging, die ihre Fragen, ihre aufgestreckten Hände stellten. Fabio musste wohl den Eindruck haben, ich unterrichte nur so zum Zeitvertreib, ohne mir dabei den Kopf und die Fingernägel zu zerbrechen. Ihm von den Aufgaben, von irgendwelchen Spielen unter Schülern er­zählen, musste für ihn so sein, als lese man ihm aufs Gera­tewohl die Nachrichten aus dem «Corriere» vor: Er wen­­­­det das Fleisch im Mehl (denn er briet es immer selbst, mit den raffiniertesten Saucen), und ich blättere mit lauter Stimme in dem, was ich gerade auf dem Tisch finde. Für ihn war ich immer die Gleiche, mit diesem andern Gesicht: Wenn er mich von der Schule abholte, stellte er keine Fragen, er war nicht gespannt, was wir uns hätten sagen können; manchmal begleitete er mich morgens im Auto wieder zur Schule.

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