Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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Vermutlich hatte ich durch die Erfahrungen mit meinem einzigen Bruder ein etwas – sagen wir einmal – besonderes Verhältnis zu Buben oder Jungen. So war es dann auch, als ein paar Tage später Wisi auf der Egg auftauchte. Wisi kam von unten aus dem Tal. Er war gerade aus der Schulpflicht entlassen worden. Nun sollte er den Winter über Gusti im Stall helfen, denn die Tiere waren von der Sömmerung zurück. Wisi war ein braver, arbeitsamer Bursche. Vielleicht war es, weil ich keinen Bruder zum Streiten hatte und ich mich vor den fremden Buben fürchtete, dass ich es nun nicht lassen konnte, Wisi zu necken und ihm Streiche zu spielen.

Es war ein sternenklarer, aber eisig kalter Abend. Die Hemden, welche Sophie draussen zum Trocknen aufgehängt hatte, waren so steif gefroren, dass man sie auf den Boden stellen konnte. Sophie schimpfte beim Einsammeln der Wäsche unablässig über das «Mannevolch», welches zu nichts nutze sei. Die Wettervorhersage von Gusti hatte sich als falsch erwiesen.

Am andern Morgen glitzerten die Berge in weisser Pracht. Über Nacht war der Winter eingebrochen und brachte mehr als einen halben Meter Neuschnee.

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