Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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Vielleicht war es auch umgekehrt, und wir erstritten uns un­sere Teilnahme an bestimmten Freizeitaktivitäten damit, dass wir anerboten, unsere kleinen Geschwister mitzunehmen. Ich erinnere mich an einen vorweihnachtlichen Filmnachmittag des Kaufmännischen Vereins. In der Pause gab es warme Schokolade in einem Fläschchen mit Trinkhalm, so wie damals die «Pausenmilch», die im Winter in der Schule bestellt werden konnte. Wir durften in der Schule nie ­solche Milch bestellen, da diese zu viel Geld kostete und wir zu Hause genug Milch bekamen, wie die Mutter sagte. Wir konnten aber manchmal davon profitieren, dass ein Kind aus der Klasse krank war und uns der Lehrer die überzählige Milch zusteckte. Für uns war diese warme Schokolade deshalb ein besonderer Genuss.

Jetzt mühten wir uns jedoch die ganze Pause damit ab, unserem Bruder beizubringen, wie man mit einem Strohhalm trinkt, d. h. wie man durch den Trinkhalm einsaugt, ohne alles auf dem Boden zu verschütten.

Wie oft schämten wir uns und versuchten heimlich, das durch unseren Bruder entstandene Malheur zu vertuschen! Bei allen Akti­vitäten mussten wir zudem auf der Hut sein, dass der Bruder nicht einen seiner Wutanfälle kriegte.

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