Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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Die ersten Tage wurde der Bruder von zwei Mädchen liebevoll nach Hause begleitet. Bald hatte es sich herumgesprochen, dass es bei uns Kekse oder etwas Schokolade gab. So gesellten sich täglich immer mehr zur Begleitgruppe und die Kinder blieben so lange vor der Türe stehen, bis alle ihre kleine Belohnung erhalten hatten.

Leider musste sich Schwester Maria Leo einer Operation unterziehen und fiel für längere Zeit aus. Ihre Stellvertretung, eine ältere Schwester, liess schon bald ausrichten, dass der Umgang mit unserem Bruder zu sehr an ihren Kräften zehre, und bat unsere Mutter, ihren Sohn nicht mehr in den Kindergarten zu schicken. So war unser Bruder wieder zu Hause bis zur Schaffung des ersten öffentlichen heilpädagogischen Kindergartens vor Ort. Es war – aus der Not geboren – der erste «inklusive» Kindergarten, und zwar in umge­kehrter Verteilung! Es wurden nichtbehinderte Kinder in einen Normalkindergarten integriert oder inkludiert, sondern normale Kinder in einen heilpädagogischen Kindergarten! In einer neuen Über­bauung, der ersten Hochhaussiedlung der Stadt, waren zwei Kindergärten geplant. Im unteren Stock war der Quartierkindergarten einquartiert, darüber sollte der erste heilpädagogische Kindergarten eröffnet werden. Da es im Quartierkindergarten überzählige Kinder gab, im heilpädagogischen Kindergarten hingegen noch Plätze frei waren, so wurden im heilpädagogischen Kindergarten auch Kinder aus dem Quartier aufgenommen.

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