Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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Die beiden älteren Schwestern hatten jeweils an Weihnacht mit mir zusammen ein Krippenspiel improvisiert. Nun hatten sie keine Lust mehr dazu. So beschloss ich, das weihnachtliche Singspiel von der Herbergssuche, welches wir gerade in der Schule eingeübt hatten, mit meinen beiden jüngeren Geschwistern zu Hause aufzu­führen. Der Bruder sollte den Part des Josefs übernehmen, die kleine Schwester war die Maria, ich spielte die Rollen der verschiedenen Gastwirte. Die grosse musikalische Begabung unseres Bruders war durch seine Krankheit unbeeinträchtigt. Eine einmal gehörte Melo­die konnte er sich sofort merken und wiedergeben. Wenn auch die Melodie stimmte, den Text gab er undeutlich und manchmal etwas entstellt wieder. Die kleine Schwester hingegen war gut im Aus­wen­diglernen und sehr ausdrucksvoll im Aufsagen. So ergänzten sich die beiden: Josef intonierte die Melodie, während Maria die Worte deutlich aussprach. Da der Bruder sehr leicht ablenkbar war, löschte ich das Licht und wir übten im Dunkeln. Das war meine erste heilpäda­gogische Förderlektion!

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