Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн

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Am 24. Dezember 1944 verschärfte sich die Belagerung um Budapest. Wir spürten eine gewisse Erleichterung; mit diesem Tag war die Gefahr der Deportation gebannt. Wir mussten zwar mit weiteren Ausschreitungen rechnen, schlimmer noch als zuvor, aber die grösste Angst war immer die Gefahr der Deportation gewesen. Mitten in der Stadt – vor den Augen der Zivilbevölkerung – wagten die Faschisten keine gross angelegten Morde. So waren wir uns auch der Gefahren im Zusammenhang mit der Zerstörung des Ghettos nicht bewusst.46

Eines Tages [am 31. Dezember 1944] tauchte ein aufgeregter Polizist in der Wekerle-Sándor-Gasse auf und erzählte uns, eine bewaffnete Pfeilkreuzlertruppe habe das Konsulat in der Vadász-Gasse umzingelt. Mehrere Granaten wurden in das Gebäude geworfen und die Bewohner auf die Strasse getrieben. Wir hielten alle für eine Sekunde den Atem an; da war er, der Moment, den wir alle befürchtet hatten. Aber innerhalb einer Minute hatten wir zum Hörer gegriffen und alle zuständigen Behörden über den Vorfall informiert: das Auswärtige Amt, die Polizei, das Militärhauptquartier der Hauptstadt und alle möglichen Stellen. Glücklicherweise waren diese Interventionen erfolgreich, und fast augenblicklich trafen Polizei und städtische Beamte in der Vadász-Gasse ein. Bis heute weiss ich nicht mit Sicherheit, wem wir es zu verdanken haben, dass die Massendeportation von etwa 1500 Menschen, die bereits die Strasse füllten, verhindert wurde, aber eines war in diesem Moment sicher: Die grosse List des Konsulats hat wunderbar funktioniert. Die Behörden respektierten den exterritorialen Status des Gebäudes, und unser Volk war gerettet. Die Vadász-Gasse hatte einen grossen Sieg zu verzeichnen – und fünf Tote.

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