Читать книгу Im Fallen lernt die Feder fliegen. Roman онлайн

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«Ja, ich verstehe alles, außer, dass du dich sofort aufregst und eine Verteidigungshaltung einnimmst, wenn wir miteinander ein bisschen über deine Eltern oder deine Identitäten als Araberin oder Muslimin reden. In meinen Augen bist du auch radikal, weil du alles verschweigst.» Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.

Wie ein Dieb, der auf frischer Tat ertappt wurde, schwieg ich. Ich ertrug es nicht mehr. Seit einigen Monaten erwähnte er immer und immer wieder den Irak und die Flucht meiner Familie. Wieso spürte er nicht, wie ich darunter litt?

Ich wünschte, ich könnte einige Teile aus meiner Geschichte ausradieren und andere einsetzen. Ein Wind aus meiner Vergangenheit hat Worte aus meiner Sprache gerissen und sie an einen fernen Ort getragen. Arabische Worte, die ich einst beim Abendtee zu meiner Familie sagte. Worte, für die es in anderen Sprachen keine Übersetzungen gibt und wenn, dann nur kalte und seelenlose.

Am 5. Oktober, am Tag vor Daniels Abreise, frühstück­ten wir gemeinsam. Wir saßen auf dem kleinen Balkon unserer neuen Wohnung im Quartier Gundeldingen. Daniel hatte darauf beharrt, in diesen Teil von Basel zu ziehen.

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