Читать книгу Tot sein kann ich morgen noch. Meine Reise vom Kopf zurück ins Herz онлайн
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Ich räumte also. Zimmer für Zimmer, von oben nach unten, habe ich mich durch unser Haus gepflügt. Ausgeräumt und aussortiert, mich von vielem Materiellen getrennt. Ich habe tagelang, so wie es eben mein Zustand der Erschöpfung von der Chemotherapie zuließ, Schränke aufgeräumt und Ordnung geschaffen. An manchen Tagen schaffte ich lediglich eine Schublade, an anderen gar nichts. Ich habe, so wie ich eben konnte, geräumt und erst im Nachhinein verstanden, dass dies reine Therapie für mich war. Die Ordnung im Äußeren hat das Aufräumen im Inneren angestoßen. Ordnung sei ein innerer Gemütszustand, ein Zeichen eines gesunden Geistes und einer glücklichen Psyche, schreibt Christa Spannbauer in ihrem Blog. Ich räumte mich gesund.
Meine Schwester bekam die Krise, dachte sie doch, ich würde schon mal vorsorglich mein Hab und Gut verschenken und meinen Nachlass regeln. Was natürlich Quatsch war, ich dachte keine Minute daran, sterben zu wollen oder zu müssen. Sie hatte eben Angst um mich. Für mich war es jedoch eine ganz zentrale Erfahrung der Krebserkrankung, denn all diese Dinge, mit denen ich mich umgab und die mir wichtig gewesen waren, nützten mir nun überhaupt nichts. Sie waren eher Ballast geworden. Ballast, der verwaltet, aufgeräumt und geputzt werden möchte. Ich war bereit, loszulassen.