Читать книгу Tot sein kann ich morgen noch. Meine Reise vom Kopf zurück ins Herz онлайн

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Meine Sehkraft litt. Am Ende der Chemo betrug sie nur noch 60 %. Die Chemo und der Diagnosestress lähmten Gehirn und Augen. Fernsehen war auch nur bis zu einem gewissen Grad spaßig. Manche Tage waren durch »Schrankalarm« und »Shopping Queen« strukturiert. Ich war schon per Du mit Guido Maria Kretschmer und wollte ihm eine Staffel unter dem Motto »Finde die passende Perücke, kreiere den schicken Chemolook rund um dein neues It-Piece« vorschlagen. Irgendwann war auch damit genug, ich konnte die Glotze nicht mehr sehen.

Also habe ich geräumt. Es war mehr eine praktische Sache. Ich wollte den Tagen wenigstens minimalen Sinn geben. Und ausmisten und entrümpeln stand schon seit Jahren auf einer meiner unzähligen To-Do-Listen. Begonnen habe ich schon vor der Krankheit damit, täglich einen nicht mehr gebrauchten Gegenstand zu entsorgen oder zu verschenken. Doch die Zeit zum richtigen Entrümpeln fehlte. Im Lauf der Jahre hatten sich viele Dinge angesammelt. Die Schränke waren brechend voll. Im Keller standen noch unberührte Kisten aus dem Haus meiner Oma, die ich bei Ihrem Tod mitgenommen habe. Kleidung, Spielzeug, Bücher, Möbel, Schuhe, Geschirr, von allem war zu viel da. Im Vorratsschrank lauerten abgelaufene Lebensmittel. Zu viel Materielles und zu viele Gedanken. Außen und innen, ein einziges Zuviel. Ich begann mit dem Außen.

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