Читать книгу Sittes Welt. Willi Sitte: Die Retrospektive онлайн

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Auf diesen Zeitpunkt wartete der Künstler zu Lebzeiten letztlich vergebens, vor allem in seiner ostdeutschen Heimat. So konstatierte er enttäuscht im Sommer 1990: „Für die DDR bin ich mehrfach gestorben. Ich existiere überhaupt nicht mehr.“73 Wie heftig und schmerzhaft die unmittelbare Umbruchszeit 1989/90 für den Künstler gewesen sein muss, äußert sich in seinem Ausstellungsverbot für den Osten Deutschlands. So antwortete er in einem Interview anlässlich seines 70. Geburtstags 1991 auf die Frage „Und die weiteren Pläne?“: „Ich resigniere nicht und ziehe mich nicht in ein Schneckenhaus zurück. Allerdings werde ich, so lange ich lebe, nicht mehr in den Ost-Bundesländern ausstellen.“74

In den 1990er Jahren zeigte sich das Ausstellungsgeschehen um die Kunst Willi Sittes dann auch entsprechend auf den Kopf gestellt: „Während seine Werke in der einstigen DDR in die Museumsdepots verbannt werden, sind Galerien in den alten Bundesländern längst auf den Künstler aufmerksam geworden, besonders auf den exellenten [sic!] Zeichner und Grafiker Sitte.“75 So fanden größere Präsentationen seines Schaffens zum Beispiel 1992 in Bochum, 1996 in Seeheim-Jugenheim und 1997 in Wittlich statt,76 nahezu ausschließlich in Galerien, kaum in Museen. Die deutsche Museumslandschaft – Ost wie West – duckte sich weg vor einer Auseinandersetzung mit und einer Positionierung zu dem Werk des derart mit dem untergegangenen Staatssystem verbundenen Künstlers. Die heftigen und in einer medialen „Schlammschlacht“ sondergleichen ausgetragenen Auseinandersetzungen 2000/01 um die erst vom Museum auf Beschluss seines Verwaltungsrats verschobene, schließlich von Sitte selbst abgesagte Ausstellung zu seinem 80. Geburtstag im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg haben das Schweigen der deutschen Museen nur noch verstärkt.

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