Читать книгу Sittes Welt. Willi Sitte: Die Retrospektive онлайн

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Das Gros seiner Selbstbildnisse entsteht in den 1990er Jahren. Nahezu notorisch befragte Sitte sein Spiegelbild – Ausdruck der extremen Verunsicherung, die die von zahlreichen, heftigen Angriffen gegen seine Person gekennzeichneten Jahre prägte. Zum bisherigen Typus des skeptisch fragend schauenden Künstlers kommen nun verstärkt die Darstellungen mit Todesallusionen wie beim Selbstbildnis mit Totenkopf von 1990 ssss1. Mit seiner Linken umfasst der Maler den Schädel so, dass der Eindruck entsteht, als hielte er ihm abwehrend, bannend die Augen zu. Ein Bedrohtsein vermittelt auch das Selbstbildnis mit Pinseln von 1992 ssss1, auf dem ein markanter Schatten hinter der Figur des Malers prangt – ein Motiv, das Sitte in den 1990er Jahren des Öfteren nutzte, wenn es um die Schatten der Vergangenheit oder die Bedrohung der Existenz geht (vgl. ssss1), hier ins Persönliche gewendet. Eine ähnliche Stimmung vermittelt das Gemälde Selbst mit Schrei ssss1, in dem hinter dem Bildnis des Malers ein aggressiv zum Schrei geöffneter Mund eines angeschnittenen Gesichts prangt. Dem steht das trotz des Titels wenig Positives verheißende Selbst mit Zukunft ssss1 von 1992 gegenüber. Der Zierrahmen des Gemäldes fungiert gleichzeitig als Fensterrahmen, dessen gläserner Flügel in das Bildinnere aufgeschlagen ist und den Kopf des Malers freigibt, der in Sittes charakteristischer En-face-Haltung gezeigt wird. Neben ihm im Glas der Fensterscheibe erscheint auf Augenhöhe die Darstellung eines Totenschädels – eine Anspielung auf den Bildtitel und den ungewissen Zeitpunkt des Todes.

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