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Die rückseitigen Zeilen, die einem künstlerischen Bekenntnis gleichkommen, vermitteln denselben melancholischschwermütigen Eindruck wie andere Arbeiten Willi Sittes aus den Jahren 1945 bis 1948, so zum Beispiel seine Parodia sulla malinconia aperta ssss1, das Blatt Existenzialismus ssss1 4 oder sein Gemälde Zug ins Leben S. 207.5 Während in den ersten beiden Werken die gefährdete Existenz des Individuums noch ohne zuversichtliche Perspektive in die Zukunft dargestellt ist, wendet sich der prüfend-fragende Blick des Selbstporträts 1948 in Verbindung mit den Zeilen auf der Rückseite verhalten optimistisch an den Betrachter. Es ist der „heilsamste Balsam“ der Kunst, der Linderung und Überwindung verheißt und Sittes Leben bis zum Schluss vorantrieb.

Die nächsten Selbstbildnisse entstehen erst etwa 20 Jahre später, Mitte der 1960er Jahre. In den 1950er und frühen 1960er Jahren, in denen Sitte sich als Künstler durch die Partei immer wieder infrage gestellt sah, entstehen überraschenderweise keine Selbstdarstellungen, zumindest sind keine überliefert. Das verwundert insofern sehr, als sich Sittes Lebenssituation um 1960 derart zuspitzte, dass er 1961 zwei Selbstmordversuche unternahm. Nichts davon reflektiert er in seinem Schaffen mithilfe seines ihm zur Verfügung stehenden künstlerischen Talents.

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